Psychosomatische Zahnschmerzen: Wenn die Seele zu Zahnschmerzen führt

Psychosomatische Zahnschmerzen sind für Betroffene furchtbar
Psychosomatische Zahnschmerzen können zu einer echten Qual werden

Unerträgliche Kopfschmerzen, Tinnitus oder Rückenschmerzen – diese Beschwerden und noch unzählige andere können der Ausdruck einer psychosomatischen Erkrankung sein. Aber gibt es auch psychosomatische Zahnschmerzen? Die Antworten.

Psychosomatische Schmerzen: Das versteht man darunter

Kopfschmerzen und Rückenschmerzen sind die „Klassiker“ der psychosomatische Schmerzen. Ärzte verstehen darunter einen Schmerz, der scheinbar ohne eine biologische Ursache, also ohne eine organische (körperliche) Störung auftritt. Der Schmerz hat sich bei dieser Erkrankung verselbstständigt und ist ein Ausdruck für ein anderes Leiden, das aber nicht immer auf den ersten Blick fassbar ist. Der Geist (gr. psyché) macht den Körper (gr. soma) krank.

Stress und Leistungsdruck gelten heute als Hauptauslöser für psychosomatische Schmerzen. Ihre Form kann jedoch stark voneinander abweichen.

Psychosomatische Schmerzen sind häufiger, als man denkt

Aktuellen Schätzungen zufolge leidet heute jeder dritte Patient an einer Form von psychosomatischen Schmerzen. Und das ist ein gewaltiger Anstieg zu früheren Zeiten, als eine psychosomatische Erkrankung nur relativ selten diagnostiziert wurde.

Die Frage ist allerdings, woran das liegt. Leiden heute tatsächlich mehr Menschen an einer kranken Seele, die auch den Körper krank macht, oder sind unsere Ärzte besser geschult? Beide Dinge lassen sich wohl nicht abschließend voneinander trennen und vielleicht liegt es auch an dem Zusammenspiel aus besserer Diagnostik und gleichzeitiger höherer Belastung der (vor allem) Arbeitnehmer von heute. Eins lässt sich jedenfalls nicht leugnen und das ist der beachtliche Anstieg von psychosomatischen Erkrankungen.

Auch psychosomatische Zahnschmerzen gehören in diesen Kreis

Psychosomatische Schmerzen können so vielfältig sein wie ihre Auslöser. Manche Menschen bekommen bei übermäßigem Stress leicht Rückenschmerzen (man denke nur an den Ausspruch „etwas schultern zu müssen“), andere können davon aber auch Zahnschmerzen bekommen. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass auch die Zahl der psychosomatischen Zahnschmerzen immer weiter ansteigt.

Viele Patienten machen eine wahre Odyssee durch, bis endlich die erlösende Diagnose gefunden ist. Denn häufig ist es für den behandelnden Zahnarzt gar nicht so einfach, auf die Idee zu kommen, dass es sich um psychosomatische Zahnschmerzen handelt.

Psychosomatische Zahnschmerzen sind schwer zu diagnostizieren 

Ähnlich wie bei den anderen körperlichen Schmerzen, die von der Psyche ausgelöst werden, sind auch psychosomatische Zahnschmerzen recht schwierig zu diagnostizieren. Aktuellen Untersuchungen zufolge kommt diese Form der Zahnschmerzen besonders häufig bei Patienten ab der Mitte der 50er vor. Häufig haben viele Patienten bereits in diesem Alter einen Zahnersatz. Die häufig (recht kostspielige) erste Hilfe gegen die Schmerzen lautet dann, den Zahnersatz gegen einen neuen austauschen zu lassen. Allerdings bringt das häufig gar nichts, denn die Schmerzen werden ja gar nicht durch ein organisches Problem ausgelöst.

Es gibt sogar Fälle von Patienten, die sich davon aber nicht beeindrucken lassen und den Zahnersatz nicht nur ein Mal, sondern gleich mehrmals austauschen lassen. In der Hoffnung, dass das die erhoffte Erlösung von den Schmerzen bringt.

Psychosomatische Zahnschmerzen: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung

Was jedoch häufig zu einer Linderung der machmal unerträglichen Zahnschmerzen führen kann, ist eine recht einfache Lösung: Die Patienten müssen sich eingestehen, dass die Zahnschmerzen keinen Grund in einer biologischen Fehlfunktion oder einer Entzündung haben, sondern vom Geist verursacht werden. Um zu dieser Einsicht zu gelangen, sollten die Patienten Ursachenforschung betreiben: Wann sind die Schmerzen zum ersten Mal aufgetreten? Sind sie zu einigen Zeiten stärker, als zu anderen? Falls ja, wann ist das? Wie fühlen Sie sich, bevor die Zahnschmerzen einsetzen?

Der Zahnarzt kann natürlich bei der Suche nach der Ursache helfen und weiterführende Fragen stellen. Häufig zeigt sich jedoch, dass die psychosomatischen Zahnschmerzen mit einer Veränderung der eigenen Lebenswirklichkeit in Zusammenhang stehen. Zum Beispiel dass die Kinder endgültig von Zuhause ausgezogen sind, man in Rente geht oder den ersten Zahnersatz bekommt. Ist man unglücklich über diese Wendungen, kann uns das Zahnschmerzen bereiten. Aber keine Angst: Auch psychosomatische Zahnschmerzen lassen sich behandeln. Allerdings meist nicht von einem Zahnarzt.

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