Was bedeutet eine Parodontitis-Behandlung?

Bei Ihren regelmäßigen Zahnuntersuchungen stellt Ihr Zahnarzt, ob neben der professionellen Zahnreinigung eine Parodontitis-Behandlung angebracht ist. Während erstere der Beseitigung von Zahnstein und Belägen dient, soll die umfangreichere Parodontitis-Behandlung Schäden an Zahnfleisch und Zahnhalteapparat verhindern. Eine unbehandelte Parodontitis kann sich so weit ausdehnen, dass Zahnverlust und weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen drohen.

Inhaltsübersicht

1. Was ist eine Parodontitis, was ist Parodontose
2. Folgen
3. Behandlung

Was ist eine Parodontitis, was ist Parodontose?

Umgangssprachlich nennt man die Erkrankung meist Parodontose, medizinisch korrekt Parodontitis. Alles, was mit –itis endet, bezeichnet eine Entzündungsreaktion. Im Falle der Parodontitis ist der Zahnhalteapparat geschädigt: para bedeutet griechisch neben etwas und dens lateinisch Zahn. Eine Parodontitis ist immer die Folge von wachsendem Zahnbelag und Zahnstein.

Wie entsteht eine Parodontitis?

Auf den Zähnen bilden Bakterien und Einzeller bereits wenige Stunden nach dem Zähneputzen aus Speichel und Mundepithelzellen einen Biofilm, der zu Zahnbelag (Plaque) auswächst. Darin ernähren sie sich von Essensresten und vermehren sie sich munter. Saure Stoffwechselendprodukte greifen die empfindliche Zahnsubstanz an und führen zu Karies, der Hauptursache von Zahnschmerzen.

Noch besser geschützt sind die Bakterien, wenn sich Zahnbelag durch Einlagerung mineralischer Substanzen aus dem Speichel verhärtet. Der so gebildete Zahnstein lässt sich mit Zähneputzen nicht mehr entfernen und wächst in den Zahnzwischenräumen, am Zahnfleischsaum und sogar in die Zahnfleischtaschen hinein.

Dort führt die Besiedlung zu Entzündungen, da die Mikroorganismen Immunzellen anziehen. Diese wollen ein Eindringen in den Körper verhindern und wehren sich mit Fresszellen und Antikörpern. Die so ausgelöste chronische Entzündungsreaktion nennt man Parodontitis.

Manche Bakterien machen häufiger Ärger als andere

Einige Bakterienstämme sind im Auslösen solcher Entzündungen besonders fleißig – gegebenenfalls nimmt Ihr Zahnarzt eine Probe und schickt sie an ein Labor. Dort findet man heraus, ob die persönliche Mundflora ein Sicherheitsrisiko für Entzündungen darstellt. Bei der eigentlichen Parodontitis-Behandlung kann der Zahnarzt dann auf Antibiotika zurückgreifen, die bei genau diesen Stämmen helfen.

Was sind die Folgen einer Parodontitis?

Eine Parodontitis führt dazu, dass sich das Zahnfleisch entzündet (Gingivitis) und von den Zähnen löst. Dadurch wachsen die Zahnfleischtaschen immer weiter und begünstigen die Ansiedlung weiterer Bakterien und die Bildung von noch mehr Zahnstein. Dadurch klaffen bis zu mehrere Millimeter tiefe Taschen zwischen Zahn und Zahnfleisch.

Die Parodontitis wird so stark, dass sie letztlich auch den Zahnhalteapparat angreift, der mit seinen Bindegewebsfasern die Zähne fest im Kieferknochen verankert. Im Extremfall dringen die Bakterien so weit vor, dass sie in die Kieferhöhlen gelangen und Abszesse verursachen – noch im Mittelalter eine der häufigsten Todesursachen. Aber bereits die Beeinträchtigung des Zahnhalteapparates und fortschreitende Karies führen zur Zerstörung der betroffenen Zähne, die letztlich ausfallen.

Komplikationen der Parodontitis: Alles, nur nicht harmlos!

Dabei sind selten nur einzelne Zähne betroffen. Hat sich eine Parodontitis erst einmal festgesetzt, greift sie auf das umliegende Gewebe und die nächsten Zähne über. So entstehen schnell ganze Zahnlücken. Problematisch ist die Entzündung, die den knöchernen Halteapparat immer weiter einschmelzt. Der zurückgehende und weich werdende Kieferknochen bietet nicht einmal mehr Halt für Stiftzähne oder andere Zahnimplantate.

Noch schlimmer sind dauerhafte Folgen der chronischen Entzündungen. Die Bakterien schwächen das im Dauereinsatz befindliche Immunsystem, das an anderer Stelle mitunter versagt und schneller Infektionen wie Erkältungen und ähnliches zulässt. So führt eine Parodontitis zu Schäden der allgemeinen Gesundheit.

Zum anderen gelangen Bakterien früher oder später in die Blutbahn. Bereits wenige davon können sich an anderer Stelle ansiedeln und die Immunabwehr in die Irre führen. Folgen davon sind rheumatische Endokarditis mit einer Entzündung der Herzinnenhaut und Herzklappen oder rheumatisches Fieber, das vor allem Gelenke schädigt. Erhebliche Komplikationen drohen bei Schwangerschaft, da eine unbehandelte Parodontitis Früh- und Fehlgeburten verursachen kann.

Wie merkt man, dass man eine Parodontitis hat?

Legendär ist die alte Zahnbürstenwerbung mit dem Blut am angebissenen Apfel. Solches Zahnfleischbluten ist die Folge schmerzhafter Zahnfleischentzündungen und zeigt sich besonders beim Zähneputzen. Hinzu kommen Mundgeruch und schlechter Atem durch Ausscheidungsprodukte der Bakterien. Freiliegende Zahnhälse machen die Zähne temperaturempfindlich beim Essen und Trinken. Letzte Warnung sind wackelig werdende Zähne – spätestens dann ist schnelles Eingreifen erforderlich, damit es nicht zu Zahnverlusten kommt.

Was sind die Ziele einer Parodontitis-Behandlung?

Eine Parodontitis-Behandlung soll die Entzündung und ihre Ursachen beseitigen und dadurch Zahnhalteapparat und Zähne dauerhaft erhalten. Hat der Zahnarzt die grundlegende Behandlung erst einmal durchgeführt, sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um den Behandlungserfolg auf lange Zeit sicherzustellen.

Wie lange dauert eine Parodontitis-Behandlung?

Ziel der Basisbehandlung ist die Beseitigung der Zahnbeläge und des Zahnsteines als Grundvoraussetzung für eine Gesundung des Zahnfleisches. Eine vorausgehende professionelle Zahnreinigung ist daher in jedem Falle angebracht. Diese nimmt etwa eine Stunde in Anspruch.

Meistens ist die eigentliche Zahnfleischbehandlung so zeitintensiv, dass der Zahnarzt erst die eine, in einer weiteren Sitzung die andere Seite des Kiefers behandelt. Sie sollten dafür jeweils etwa eine Stunde einplanen.

Braucht man für eine Parodontitis-Behandlung eine Betäubung?

Da der Zahnarzt dazu recht tief in die Zahnfleischtaschen vordringen muss, bevorzugen die meisten Patienten eine leichte örtliche Betäubung, die er mit einer Spritze an verschiedenen Stellen im Mundraum injiziert. Diese Lokalanästhesie ist jedoch kein Muss – Sie selbst müssen entscheiden, was Ihnen lieber ist.

Spritzen und Schmerzen sind für viele Patienten Angstfaktoren – reden Sie mit Ihrem Zahnarzt darüber, welche Möglichkeiten und Alternativen bestehen..

Wie sieht die grundlegende Parodontitis-Behandlung aus?

Zunächst reinigt er die Zahnoberflächen von allen Belägen und Zahnstein. Dazu verwendet er Küretten, spezielle Instrumente, mit denen eine mechanische Beseitigung festsitzenden Zahnsteines möglich ist. Weitere Geräte mit Ultraschall oder Laser schaffen auch die letzten Reste aus dem Weg. Wichtig ist, dass diese Reinigung die erreichbare Zahnoberfläche so gründlich wie möglich erfasst. Im Falle der Zahnfleischtaschen bedeutet das zugleich so tief wie möglich.

Ist der Zahnarzt mit der Reinigung fertig, poliert er die Oberflächen und trägt ein antibiotikahaltiges Gel auf, um Bakterien abzutöten. Bei besonders starken Entzündungen nimmt er er eine Probe und lässt die Bakteriengattung im Labor bestimmen, um gegebenenfalls ein sicher wirkendes Antibiotikum auswählen zu können. Dieses kann der Patient in Tablettenform einnehmen, oder der Zahnarzt appliziert es wieder in Form eines Gels oder einer Salbe lokal.

Spezielle Formen der Parodontitis-Behandlung und Nachbehandlung

In vielen Fällen reicht diese Basisbehandlung aus. Bisweilen ist es allerdings notwendig, eine Verschlimmerung durch entsprechende Gegenmaßnahmen zu verhindern. Dazu gehören kleinere chirurgische Eingriffe unterhalb des Zahnfleischsaumes oder knochenerhaltende Maßnahmen.

Bei mehreren Nachsorgeterminen untersucht der Zahnarzt, ob noch immer Blutungen auftreten und Entzündungen vorhanden sind. Solche Stellen muss er erneut behandeln.

Was muss ich nach der Parodontitis-Behandlung beachten?

Die beste Parodontitis-Behandlung nutzt wenig, wenn sich der Patient danach nicht gründlich um seine Zahngesundheit kümmert. Dazu gehört vor allem die tägliche gründliche Zahnhygiene inklusive Reinigung der Zahnzwischenräume.

Hinzu kommen regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt wie auch turnusmäßig stattfindende professionelle Zahnreinigungen. Gänzlich vermeiden lässt sich Zahnstein nicht, aber so kann man verhindern, dass er bis in die Zahntaschen vordringt und erneut Entzündungen hervorruft. Je nach Schwere des Falles sind professionelle Zahnreinigungen ein- bis viermal im Jahr notwendig.

Wer zahlt die Parodontitis-Behandlung?

Die Krankenkassen kommen nur teilweise für die Behandlungskosten auf. Zudem muss man als Patient die Therapie zuvor von der Krankenkasse genehmigen lassen. Dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Früherkennungsuntersuchung mit der Bestimmung des parodontalen Screening-Index (PSI) im zweijährlichen Rhythmus, bei dem der Zahnarzt die Tiefe der Zahnfleischtaschen jedes Zahns mit einer speziellen Sonde bestimmt und dokumentiert.

Für einen solchen Antrag ist eine Vorbehandlung nötig, die den Umfang der vorzunehmenden Maßnahmen abklärt. Dazu gehören auch Röntgenaufnahmen des Kiefers, die nicht älter als ein halbes Jahr sein sollten, sowie ein Heil- und Kostenplan des Zahnarztes.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro):

  • Unter anderem mit
    • Parodontitis Selbsttest
    • PSI – Die Vorsorgeuntersuchung fürs Zahnfleisch.
    • Leben mit Parodontitis Teil 1, Teil 2.

Verbraucherzentrale: Parodontitis – Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse?